"Metal matters - Heavy Metal als Kultur und Welt"

Die interdisziplinäre Tagung am 3. bis 5. Juni 2010 an der HBK Braunschweig, organisiert von Rolf F. Nohr und Herbert Schwaab

Anfang Juni 2010 hat die Tagung "Metal matters - Heavy Metal als Kultur und Welt" in Braunschweig versucht, eine Leerstelle der Kultur- und Medienwissenschaft mit auszufüllen und die Komplexität des Phänomens Metal herauszustellen. Dieser Blog bündelt die Perspektiven der Konferenz und versucht den dort interdisziplinär zusammengeführten Strom aus Ideen, Projekten und Perspektiven vorläufig fortzuführen.

Freitag, 15. Oktober 2010

Fleischkutte aka. CfP Tattoo

Das rührige Querformat-Magazin widmet sich in seiner kommenden Ausgabe dem Tattoo. Ein Thema das peripher vielleicht auch für Metallwissenschaften/WissenschaftlerInnen interessant sein könnte. Daher hier einfach das CfP:

"Die Tattoo‐Ausgabe von Querformat fragt angesichts der aktuellen Hochphase der Tätowierungs‐Mode – und der parallel dazu einsetzenden massenhaften Entfernung von Tattoos – nach den Prozessen der Neu‐ und Umcodierung der Tätowierung sowie nach den Besonderheiten des Mediums ‚Hautbild’. Selbst im bürgerlichenLager wird heute das Tattoo als eine Form des Körperschmucks akzeptiert, wie das ‚Tribal’ der Bundespräsidentengattin Bettina Wulff beweist. Damit scheinen die dem Hautbild traditionell zugeschriebenen Eigenschaften des Fremden, Wilden und Anderen auf den Kopf gestellt zu werden. Historisch zentral war für das Bildmedium der Tätowierung dessen Verknüpfung mit einer kolonialen und exotistischen Perspektive seit James Cooks Reiseberichten aus der Südsee im 18. Jahrhundert, die noch im bürgerlichen 19. Jh. die Faszination und Ablehnung gegenüber dem Tattoo ausmachte und so den Doppelcharakter der Tätowierung als Stigma und Auszeichnung gleichermaßen prägte. Ob als kuriose Erscheinung in Side Shows gegen Geld bestaunt oder im Rahmen kriminologischer Systematisierungsdiskurse vorgeführt – die Bandbreite tätowierter Menschen bewegt sich zwischen Selbst‐ und Fremdmarkierung, zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Tätowierung, sie kann Identitätsproduktion und Herrschaftstechnik zugleich bedeuten. Die Bedeutung des Schmerzes bei der Herstellung tätowierter Zeichen unter der Haut ist als generelles Charakteristikum dieses Bildmediums von Interesse. Das unter Schmerzen in den Körper eingestochene Bild fungiert als visualisierte Erinnerung. Die Tätowierung trägt so zur Persönlichkeits- und Identitätsproduktion bei und weist zugleich als ‚ewig’ haltbares Bild über den Tod hinaus. In dieser Ausgabe von Querformat sollen neben den körperbezogenen Aspekten der Tätowierung vor allem deren bildhafter Charakter und die Verbindungen zu ästhetischen Debatten untersucht werden. Kann eine Ikonographie der zeitgenössischen populären Hautbilder das Oszillieren der Motive zwischen Standardisierung und Individualisierung beschreiben? Welche Bedeutungshorizonte lassen sich durch die Verwendung bestimmter Tattoo‐Typographien imaginieren? Über seinen Status als Körperschmuck und populärkulturelles Bildmedium hinaus, fand das Tattoo in den letzten Jahren auch Eingang in die Gegenwartskunst. Von Wim Delvoyes tätowierten Schweinen und Menschen über Timm Ullrichs Augenlid bis zu Flatz Barcode‐ und Valie Exports Strumpfhalter‐Tattoo lässt sich das Phänomen des Hautbildes in seinem spezifischen Charakter, seinen kontextuellen Einbindung und auch entlang ethischer Fragestellungen analysieren. Querformat setzt an diesen Punkten an und sucht – dem transdisziplinären Ansatz des Magazins entsprechend – in kunst‐, kultur‐ und medienwissenschaftlichen Beiträgen zeitgenössische Phänomene rund um die Tätowierung einzuordnen und zu erklären. Da Querformat konzeptionell auch ein Forum für Nachwuchswissenschaftler/innen darstellt, richtet sich dieses Call for Papers an fortgeschrittene Studierende kurz vor oder nach dem Examen. Erwünscht sind Beiträge im kleinen Format, die nicht mehr als 10.000 Zeichen (inkl. Fußnoten und Leerzeichen) umfassen. Neben Essays und konkret bildbezogenen Analysen sind auch andere Textformen, wie etwa Interviews, willkommen. Wesentlich für die Auswahl ist neben der wissenschaftlichen Fundierung der Beiträge auch ihre sprachliche Qualität. Querformat schlägt eine Brücke zu Design und typographischer Gestaltung und erfindet sich mit jedem Thema visuell neu. Bild und Text, so das Konzept, sind gleichgewichtig und gehen eine Verbindung ein, die über die in wissenschaftlichen Zeitschriften übliche Illustration hinausgeht. Deshalb sind wir auch an Bildbeiträgen sehr interessiert. Ihren fertigen textuellen beziehungsweise visuellen Beitrag senden Sie bitte als Vorschlag bis spätestens 7. Januar 2011 an info@querformatmagazin.de.
Mögliche Beitragsthemen lauten:
- Von Fraktur bis Vivaldi – Typographie und Tattoo
- Neue Berufsbilder: Tattoo‐Model und Tattoo‐Artist
- Der Tattoo‐Style in Kleidung und Raumgestaltung. Von Ed Hardy bis zum Wand‐Tattoo.
- Das „Arschgeweih“ – Abgesang auf ein Tribal
- Markierung und Strafe: Häftlings‐Tätowierungen
- Tattoo Conventions als postmoderne Side Shows?
- Kraft und Stärke – Visualisierte Erinnerung im Speichermedium Haut
- Ikonographien populärer Hautzeichen
- Die ewige Körpermarkierung und das System der unbeständigen Mode
- Gibt es Copyrights bei Tattoos?
- Techniken des Hautstichs
- Das Tattoo als Handlungsmotor in ausgewählten Filmen oder Serien
- Kafkas Erben: Literatur und Tätowierung"

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